In Santa Maria di Leuca wollten wir eigentlich nur kurz bleiben und nochmals unsere CampigGaz-Flasche, die wir zum Kochen benötigen, tauschen, da Griechenland, so wie Kroatien nur CampingGaz ähnliche Flaschen hat. Diese Flaschen sind aber für unseren Gas-Aufbewahrungsbehälter zu hoch. Leider gibt es in Santa Maria di Leuca auch nur Ital-Gaz.
Das ganze „Drama“ hatten wir schon in Kroatien. Mit Müh und Not haben wir eine Kroatien-Gaz-Flasche angeschafft, die wir aber nicht benutzen konnten. In Valencia haben wir dann die Flasche über den Winter aufgebraucht und Dank nettem Mitarbeiter der Marina Real gegen eine CampingGaz-Flasche eintauschen können. Wuahh und jetzt fängt das schon wieder an.
Nun ja, das war nicht der Grund, weswegen wir in Santa Maria die Leuca für vier Nächte hängen geblieben sind. Patrik hatte einen bösen Heuschnupfenanfall und lag die ganzen Tage flach.
Danach war noch einen Tag reko und etwas Kultur angesagt. In jeder Kirche, die wir besuchten war Messe. Diesmal wurde in Leuca Hochzeit gefeiert. Und herzige Schwälbeli sind während des Gottesdienstes in die Kirche rein- und rausgeflogen.
Dass die Türe sperrangelweit offen steht, die Touristen ein- und ausgehen, das interessiert da keinen. Auch nicht die schreienden Kinder. Das Leben passiert einfach.
Und obwohl die Wettervorhersage keinen Wind für die Überfahrt nach Korfu angesagt hatte, brachen wir in den frühen Morgenstunden Richtung Osten auf. Unsere Volvo-Penta-Lady erbrachte brav ihren Dienst. Die Überfahrt war langweilig und wir fuhren einen Geradeaus-Kurs Richtung Griechenland.
Wir haben uns unterwegs kurzzeitig überlegt, direkt Albanien zu steuern, aber das hätte noch zweieinhalb Stunden länger gedauert. Also haben wir uns gemäss Schwell-Vorhersage eine Bucht zum Ankern gesucht, doch der Schwell hat sich nicht an die Vorhersage gehalten und wir mussten umdenken und eine Ankerbucht suchen. Zudem frischte der Wind kurz vor dem Ende doch noch auf, doch kurz vor Sonnenuntergang liefern wir in die schnucklige Bucht (Ormos) Stefanou ein. Die war schon sehr voll und wir mussten uns mit mühsamem Ankergrund (Seegras) abgeben – und der Anker wollte einfach nicht greifen. Leider sah man aufgrund des Lichtes nicht zum Boden, denn wenn immer möglich, ankern wir nicht im Seegras. Dieses ist geschützt und sollte nicht von den Ankern der Sportboote zerstört werden.
Gemäss Vorhersage sollte kein Wind herrschen, so dass der Anker eigentlich nicht absoluten Halt haben müsste. Leider wusste der Wind aber nichts davon und blies fröhlich mit 15-20 Knoten vor sich hin. Da wir der Sache nicht trauten, haben wir uns zu einem alle 30minütigen Ankercheck entschieden, zusätzlich zu den möglichen elektronischen Alarmen. Trotz der kurzweiligen Nacht sind wir am nächsten Morgen ziemlich fit und machen uns Richtung Albanien auf den Weg.
Kurze Erläuterung zu Albanien. Aufgrund des Krieges war es bis 2011 verboten, als Albaner Eigner eines Bootes zu sein. Diese Sperrung war eine Massnahme der albanischen Regierung, um der organisierten Kriminalität Einhalt zu gebieten und galt/gilt nicht für ausländische Schiffe. Obwohl heute die Grenzen offener sind, ist Albanien nicht so richtig für den Besuch der Freizeitschiffe vorbereitet und bietet kaum oder wenig Komfort. So wird jedes Boot, das in die albanischen Gewässer einläuft, wie ein Grossschiff behandelt und zolltechnisch abgehandelt. Das läuft immer und in jedem Fall über einen Zollagenten.
Wir meldeten uns vorab per E-Mail beim Zollagenten an und gaben zwei Stunden vor Ankunft unsere Ankunftszeit an. Zwei Mitarbeiter warteten bereits an der Pier auf uns und halfen uns beim Anlegen. Wir hatten einen perfekten Anlegeplatz und waren sehr gut geschützt. Der Hafen liegt quasi im Ausland, so dass der Zutritt auf das abgesperrte Gelände und zu den Booten immer überprüft wird.
Die Sonne war drückend heiss und wir waren natürlich neugierig, was uns in Albanien erwartet. Die Spuren des Krieges und der Armut
sind hier deutlich zu sehen. Segler, die wir trafen berichteten uns, dass in den letzten zwei Jahren sehr viel Wiederaufgebaut worden sei. Die Menschen die wir trafen waren alle sehr nett, offen und wir fühlten uns willkommen. Wir haben wie die Fürsten gegessen, wurden vom Wirt verwöhnt – der Charme der Südländer ist ihnen in die Wiege gelegt. Wir waren einkaufen und waren positiv überrascht, was es in Albanien alles zu kaufen gibt. Seit Palermo hatten wir kein so grosses Einkaufssortiment mehr angetroffen.
Trotzdem, Albanien ist arm und die Flüchtlinge, die dort Zuflucht gefunden haben, sind noch ärmer. Es ist für uns schwierig das anzusehen und wir können über manche Probleme, die wir zu haben scheinen, nur ratlos den Kopf schütteln. Die Welt können wir leider nicht retten. Die Albaner sind jedoch grossartige Händler und lassen sich kein Geschäft entgehen. Und wenn man eine Wohnung an der Wasserfront hat, dann baut man davor eine Treppe und malt ein Schild „Cafe Bar Mila“.
Da Wasser in den Südländern rar ist, wolle Patrik noch Wasser bunkern und begab sich zu einem Brunnen. Nach 15 Litern und ein Bisschen, war das Wasser aber alle. Zum Glück wollten die Mitarbeiter der Schnellfähre auch Wasser bunkern. So haben diese kurzerhand irgendwelche Feuerwehrschläuche ausgerollt und 10 Min. später konnten wir unsere Wasservorräte aufstocken.
Dennoch uns zieht es weiter und nach einem netten Gespräch mit dem Zollagenten Agim, wo es neben möglichen Nebengeschäften auch um Fussball ging, werfen wir die Leinen los. Nette Anekdote am Rande: Agim meinte, er wüsste nicht so recht, ob er bei der EM für die Schweiz oder für Albanien sein soll, denn eigentlich seien ja 50% aller Schweizer Albaner. Und so könnten ja sowieso nur die Richtigen gewinnen…
Falls es uns wieder Richtung Kroatien zieht, werden wir auf jeden Fall wieder bei Agim einen Halt machen!
Und nun wird es Zeit, endlich Griechenland zu erkunden! Wir hissen die Q-Flagge und steuern die Marina Gouvia für die Einklarierung an. Wir fühlen uns gar nicht willkommen, sondern eher als Störenfriede und Arbeitsbeschaffer. Die Dame von der Marina Gouvia teilt uns kühl mit, wir könnten nur in Korfu Stadt einklarieren – das Taxi dahin kostet Euro 20.- Punkt. Auf unsere sture Rückfrage mein sie dann: „Ja, einen Bus, ja den gäbe es auch. Der fährt von da“ und zeigt aus dem Fenster.
Unsere Bootsnachbarn waren hilfsbereit und zeigen uns den Weg zum Bus, welchen Bus wir nehmen – und welches Ticket wir lösen müssen usw. Wir nehmen den Bus und nach ca. 20 Min. Fahrt kommen wir in Korfu an. Der Fussmarsch zum „neuen Hafen“ Dauert in der Mittagssonne so um die 30 Min. Leider hat der Zoll, obwohl es erst 14.00 Uhr ist, bereits geschlossen. Also gehen wir in der Bruthitze zurück zum Bus und machen uns dann am nächsten Tag wieder auf den Weg.
Um 09.15 machen wir der Hafenpolizei unsere Aufwartung und erhielten einen Stapel Papiere, welcher in Korfu Stadt gestempelt und geprüft werden soll. Um 10.50 Uhr waren wir nach erneutem Fussmarsch beim neuen Hafen und wurden in die Terminals der Kreuzfahrtschiffe geschleust. Da warteten wir ca. 1 Stunde auf die Passkontrolle. Im Moment sei keiner da, aber wir sollen warten. Wenn nicht eine Griechin, die als Zollagentin für die Superyachten arbeitet, Druck gemacht hätte, würden wir wohl heute noch warten. Und so sassen wir und warteten. Dann rauschte eine Dame blicklos an uns vorbei. Sie sah aus wie Inhaberin eines Kosmetikstudios und trug keine Uniform sondern ein Mini-Etuikleid – doch das war die Dame von der Passkontrolle! Ahja, andere Länder, andere Sitten. Doch dann kam plötzlich Leben in den Raum, sie rief uns auf und war aus uns unklaren Gründen sauer auf uns, weil sie unsere Passkontrolle schon per Fax bestätigt hätte. Was wir denn hier noch suchen würden…
Danach mussten wir (ohne Stempel und Unterschrift) zum Zoll. Der Zoll war irritiert doch nahm freundlicherweise seine Arbeit auf. Kopierte unsere Dokumente und füllte ein mehrseitiges Dokument, das Transit-Log, mit Hilfe mehrerer Durchschlagspapiere aus. Notierte Nummern in einem grossen Buch und übertrug diese. Zu Sibylles Zeit in der Ausbildung in den 1980igern wurde auch so gearbeitet, nur hatte man da bereits Schreibmaschinen. Die Griechen füllen alles per Hand aus. Den Zettel vom Hafenamt wollten diese auch nicht Stempeln und Unterschreiben…
Wir hätten gerne Fotos von den Büros gemacht, aber wir denken, das wäre dem interkulturellen Austausch nicht förderlich gewesen.
Und dann waren wir glückliche Besitzer des Transit-Logs und wurden entlassen. Aber auch diesmal ohne Stempel und Unterschrift, denn dafür würden wir ja das Transit-Log erhalten, meinte der Zollbeamte. Daran hatte jedoch wiederum die Hafenbehörde gar keine Freude. Diese fragte uns, wieso nichts unterschrieben und gestempelt sei, das könne Probleme bei einer Kontrolle geben…
Als hätten wir da irgendein Fehler gemacht. Aber immerhin, nach 4 Stunden hatten wir alles unter Dach und Fach und können nun in Griechenland für die nächsten 18 Monate erkunden.
Korfu Town gleicht einem Bienenstock. Es wuselt von Menschen und hat uns an die heimatliche Geschenkjagtzeit erinnert. Zwar hat keiner ein Geschenk dabei aber alle rennen sie irgendwo hin. Es könnte aber auch daran liegen, dass an diesem Tag drei Kreuzfahrtschiffe vor Korfu lagen und die Stadt deshalb so komplett überlaufen war.
Nach einer wohlverdienten Cappuchino-Pause machen wir uns auf die Suche nach einem Internetprovider. Auch hier wurde ein Vertrag von Hand ausgefüllt, allerdings ist dieser nur für den Händler, für uns gab es keine Kopie. Wir hätten ja dafür die SIM Karte. Für die Gültigkeit des Vertrages war es auch von Nöten, den Namen des Vaters bekannt zu geben. Das ganze Dauerte so um die 45 Minuten, da während des Ausfüllens des Vertrages immer wieder andere Kunden bedient wurden. Aber diese Dienstleistung kostete uns nur die SIM-Karte, nämlich 5 Euro. Die Daten erhält man an einem Kiosk oder in einem Supermercado. Zum Glück sprechen hier alle ziemlich gut Englisch.
Nach einem leckeren Abschiedsessen in Gouvia machten wir uns auf den Weg Richtung Paxos, eine kleine Insel im Süden Korfu’s. Hier in der Ormos Lakka lässt es sich sehr gut aushalten und beim Suchen einer netten Taverne, wurden wir auch schon in die Küche gebeten, um uns das frisch zubereitete Essen anzusehen. War ja klar, dass wir dort hängen geblieben sind und die Augen waren natürlich auch grösser als das Bauchi, aber es war einfach super lecker!
Damit zu Hause nicht gedacht wird, wir würden den ganzen langen lieben Tag nichts tun – das kommt nur selten vor, hier Impressionen von Patriks Unterwasserarbeiten.