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Leinen los undRichtung Osten nach Ibiza

Leinen los undRichtung Osten nach Ibiza

Veröffentlicht am 15.04.2016

Nun ist es endlich soweit und wir lösen die Leinen Richtung Osten. Wir sind etwas aufgeregt, denn wir starten unseren ersten Törn gleich mit einer Nachtfahrt. Die Dauert zwar nur eine Nacht, aber es ist ein grosser Unterschied, ob man in der Dunkelheit oder mit Tageslicht unterwegs ist und auch für die Segelmanöver sind entsprechende Vorsichtsmassnahmen zu treffen.

Die vorhergesagten Winde sind nicht ganz ideal, denn unser Kurs heisst: Hart am Wind. Das ist für Boot und Crew eher ein Ritt auf einem Rodeopferd – aber da die Wellen nicht sehr hoch sind, halten sich die Einschläge ins Wasser in Grenzen. Die ersten 3 Stunden sind zäh und wir hoffen, dass sich der Wind wie vorhergesagt noch etwas in die richtige Richtung dreht.

Die Nacht ist klar und wir kommen relativ gut voran. Langsam kriecht die Kälte in die Knochen und dank den sich immer wieder ändernden Windgeschwindigkeiten heisst es, einreffen, ausreffen, einreffen, ausreffen… Das hält wach und kurzfristig auch warm. Doch das Meer zeigt uns ab und zu die Zähne und die eine kleinere und grössere Welle schwappt ins Cockpit und beschert uns jeweils eine Dusche, die so schön unangenehm prickelnd den Kragen runterläuft. Und auch die Handschuhe werden immer schön feucht gehalten. Aber das sind halt die unangenehmen Nebensächlichkeiten, die dazugehören.

 

 

Dank unseres AIS hatten wir zwei interessante Funkbegegnungen. Die eine war mit dem Kreuzfahrtschiff Costa Faszinosa. Wir sahen sie schon lange in unserem Heckwasser fahren mit exakt demselben Kurs - wie wir. Gemäss AIS-Daten würden sie uns in 30 Min. mit einem Abstand ca. 100 Fuss (ca. 33m) überholen. Diese Situation wollten wir geklärt haben, da wir ja nicht wussten, ob sie uns ebenfalls gesehen haben – und so haben wir sie angefunkt. Die hatten uns jedoch auch bereits auf dem Schirm und haben uns darüber informiert, welchen Kurs sie nehmen und dass sie uns in 30 min. mit 1,1sm Abstand überholen werden.

Die zweite Begegnung war mit einer Expressfähre, die uns von Steuerbord (rechts)  her gefährlich nahe gekommen wäre. Sibylle ging nach unten, um die Fähre anzufunken, als wir hörten, dass wir von eben dieser per Funk angerufen worden sind. Die Expressfähre wollte die Situation ebenfalls besprechen – und so fielen wir 10 Grad ab und sie machte ebenfalls eine kleine Kurskorrektur – damit wir mit einer Distanz von 1,2sm auf Steuerbordbug aneinander vorbei fuhren. Theoretisch hätten sie, wenn wir unter Motor gefahren wären, Vortritt gehabt. Da wir aber unter Segel unterwegs waren – wir. Nur, das sehen die anderen Schiffe natürlich nicht.

Und wer nun denkt, dass 1,2 sm doch extrem weit weg ist, dem sei gesagt, nachts ist das schon ziemlich nah! Wir möchten nachts keinem Schiff näher als 1sm kommen – mitten auf dem Meer. Natürlich sprechen wir hier nicht von den Begegnungen in Küstennähe.

Aber was wir hier äusserst positiv und beruhigend empfunden haben ist, dass wir dank dem AIS auch von der Berufsschifffahrt wahrgenommen werden und sie es ebenfalls einfacher haben, das Gegenüber einzuschätzen. Freude herrscht!

Nach einer Nachtfahrt gibt es nichts Schöneres, als wenn die Sonne aufgeht, den neuen Tag einem begrüsst und uns ins Gesicht lacht. Das ist etwas Herzergreifendes und wunderbares.

 Und so landen wir morgens auf Ibiza in der Marina Club Nautico in San Antonio. Nach einem gründlichen Entsalzen des Bootes (innen & aussen) sowie der Crew machen wir uns auf und besichtigen das herzige Städtchen. Die Touris fehlen noch und die Ibizaner warten sehnsüchtig auf die Touristenanstürme.

 

Nach dem Spaziergang wollten wir uns kurz hinlegen, da wir ja die ganze Nacht nicht geschlafen haben. Dies war uns jedoch nicht gegönnt, denn die Matratzen in unserer Frontkabine waren nass! Nasses Bett?! Woher kommt das Wasser? Also Betten abziehen, Matratzen ins Cockpit schleppen, und die Suche nach dem Wasser kann beginnen. Unter dem Bett ist alles trocken. Komisch.

Dann sieht Patrik einen Salzfleck an der Lampe über dem Bett. Salzwasser in der Lampe? Von der Luke kann es nicht sein.

Gut, dann suchen wir mal weiter. Und räumen die Segellast (grosser Stauraum im Bug des Schiffes, gleich hinter dem Ankerkasten) aus. Oha und da hat es Wasser und alles ist durchweicht. Doch woher kommt es? Es kommt von der Bugsprit!

 

 

Die Bugsprit wird im Wellental ins Wasser getaucht. Zwischen dem Bugsprit und der Halterung des Bugsprits sammelt sich Wasser und läuft dann einfach ins Boot. Na super. Und nun alles rausnehmen, entsalzen, trockenen, Problem lösen. Nix mit schlafen… *hrmpf!

 

Aber es hilft ja nix, also einfach weiter machen. Um 21.00 fallen wir hundemüde ins Bett und stehen erst um 09.00 am nächsten Tag wieder auf – um dann weiter zu Trocknen und zu Waschen.

Deutsch/Finnische Nachbarn dachten schon, wir putzen unser Boot jedes Mal so gründlich, wenn wir eine Überfahrt gemacht haben. Was haben wir gelacht, als sie uns ihre Gedanken mitgeteilt haben. solche ‚Putzfetisch‘ sind wir nun doch auch wieder nicht.

Nun hängen wir gemütlich am Anker in einer der schönsten Buchten von Ibiza der Cala Sant Miguel - zwar ganz alleine. Und fühlen uns fast etwas arbeitslos - aber nur fast.

 

 

 

Weitere Impressionen

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