Unsere liebe Familie, liebe Freunde – es gibt nicht viel zu erzählen und trotzdem einiges zu Berichten.
Wir geniessen unser Vagabundendasein und es ist herrlich, das Meer und die Freizeit zu geniessen.
Die Tage vergehen wie im Fluge und das Meer hier ist einfach traumhaft, die Zeit verrinnt mit Schnorcheln, Baden im Meer und auch das Zusammensein mit Gleichgesinnten ist bereichernd.
Was wir uns letztes Jahr erhofft hatten, ist dieses Jahr eingetreten – der Kontakt hier zu den Seglern ist herrlich unkompliziert und findet schnell statt. So haben wir viele schöne, lachende und bereichernde Stunden erlebt. Danke an die Dakini-Crew für die herzliche Bewirtung und die Spieleeinführung. Wir sind uns noch nicht sicher, ob das Spielen so das Unsre ist. Aber damit sagen wir Euch ja nichts Neues! Vielleicht müssten wir es einfach nochmals versuchen…
Und wir freuen uns auf das Wiedersehen mit unseren lieben Österreichern Edda & Ernst, wenn sie im September wieder nach Lefkas kommen, auf Donna & Ricky, Joy & Kelvin und ganz besonders auf Caroline & Gusti...
Die letzten paar Monate haben aber, neben dem herrlichen Paradiesleben, auch immer mal wieder handwerkliches Geschick erfordert. Der Zahn des Salzwassers nagt am Boot und natürlich auch die paar Jahre, die das Boot zwischenzeitlich doch relativ intensiv genutzt wird.
Die kleineren Dinge erledigen wir en Passant, doch als der Motorraumlüfter seinen Dienst eingestellt hat, so war das doch keine wirklich erfreuliche Geschichte. Zum Glück ist es auf einer kurzen Überfahrt passiert, als wir uns vor einer kommenden Schlechtwetter-Front verstecken wollten. In der Bucht angekommen nahmen wir uns der Problemlösung an. Das heisst, es gibt innerhalb von einer halben Stunde Dinghy-Fahrtzeit Schiffsausrüster, die uns den Motorenlüfter beschaffen können. So dachten wir. Der erste Schiffsausrüster hätte liefern können, aber erst in 2 Wochen – und zu einem Preis von 180.- Euro. Aber wir wollten (können) keine 2 Wochen warten, denn das hiesse, dass wir bei diesen Temperaturen immer mit geöffneten Lucken & Motorenabdeckungen unterwegs sein müssten. Die Temperatur im Motorenraum sollte nicht höher als 42° Grad werden. Das könnte allerdings bei einer Aussentemperatur (innen im Boot von 32 Grad) doch unangenehm werden, vor allem für unsere menschliche Betriebstemperatur, da wir unseren bereits warmen Lebensraum ungern als Kühlung abgeben.
Und so sind wir beim dritten Schiffsausrüster gelandet, der uns den Entlüfter innerhalb eines Arbeitstages beschaffen konnte – sagte er. Den Preis gab er uns als „cheap“ an, so um die 50 – 60 Euro, aber so genau wisse er es auch nicht. Seine Aussage hat uns zwar schon erstaunt, aber nun gut, wir lassen uns ja gerne positiv überraschen. Und die Überraschung kam dann auch am nächsten Tag. Die Ware kam wirklich innerhalb eines Tages – sensationell und für Griechenland sogar unfassbar. Und es war exakt das Produkt, das bei uns seinen Dienst eingestellt hatte. Unser defektes Teil war aus 2010 – das gelieferte neue Teil aus 2008! Und für kostengünstige Euro 195.- anstatt der Euro 207.-, das das Teil gemäss Preisliste kosten soll. Wir hatten nicht mehr Bargeld dabei – und der nette Lieferant wollte keine Bezahlung per Karte… Also nahm er, was wir hatten - ein Schelm, der hier nun Böses denkt. Und sein Lieferant hatte einen Ladenhüter weniger, nun ja, irgendwer muss die Wirtschaft ja ankurbeln – oder?
Nun ja, wir hoffen, dass das Plastimo-Teil länger hält als die Firma selber und wir sind irgendwie glücklich, dass wir nicht das Nachfolgeprodukt einbauen mussten. Denn das wäre grösser gewesen und hätte wohl noch eine oder zwei, vier, sieben Bastelstunden bedeutet.
Dass der neue Lüfter nun lärmt wie ein ausgeleierter hochtouriger Föhn ist dank der Isolierung kaum mehr zu hören und die Leistung des Motorenentlüfters liess unser Herz nach dem Einbau gleich höher schlagen. Lediglich die Erbauer solcher Schiffe, die sollten selbst mal Hand anlegen müssen. Und zwar an allen möglichen und besonders an den unmöglichen Stellen im Boot.
Leider hat es in der Bucht in der wir uns vor dem Sturm verstecken, unendlich viele Quallen. Sie sollen nicht giftig sein, aber zum Baden lädt es hier definitiv nicht ein. Sturmsicher ist die Bucht in der Regel, aber die Fallwinde, die aus verschiedenen Richtungen in die Bucht einfallen, machen das Liegen nicht grade angenehm.
Wir hofften, dass das Gewitter am Tage kommt, doch das war nur am ersten Tag so. Wohlweisslich haben wir den Aussenborder unseres Beibootes schon mal abgebaut. Ansonsten wäre dieser Baden gegangen, als sich das Beiboot während den Sturm durch Unterluft nach hinten ausleerte. Die im Dinghi gelagerten Paddel und der Benzinkanister schwammen zum Glück, so dass wir diese später wieder komplett in der Bucht von der Gösse des Hallwilersees mit dem Dinghy zusammensuchen konnten. Mit Erfolg!!
Am nächsten Tag jedoch erwischte uns eine Böe und hat den Anker ausgerissen. Und natürlich kam der Sturm erst nach Einbruch der Dunkelheit. Obwohl wir die Bucht recht gut kennen, und wir den Anker gut eingefahren hatten – und auch reichlich Kette gesteckt hatten, drifteten wir zügig durch die Bucht. Also Anker auf und sich zwischen den Dauerliegern und den anderen Booten einen sicheren Platz finden. Ist gar nicht so einfach bei Dunkelheit und Böen bis 33kn. Denn nicht nur wir waren unterwegs, auch diverse andere bemannte und unbemannte Boote drifteten durch die Bucht. An unseren alten Platz konnten wir wegen eines driftenden Bootes nicht zurück, denn die Besatzung war entweder nicht an Bord, oder hat die Situation nicht erfasst. Nachdem wir den Anker an anderer Stelle neu gesetzt hatten, sahen wir ein Segelboot auf uns zu driften. Patrik umfuhr unter Anker das Segelboot so gut es ging und Sibylle nahm schon mal einen Fender in die Hand. Zum Glück konnten wir dem Schiff durch unsere Manöver ausweichen. Jedoch griff der Anker des anderen Schiff genau neben uns wieder, so dass wir entweder Umankern hätten müssen (aber der Anker hielt) oder halt Ankerwache halten. Weiter wussten wir nicht, ob die Ankerkette des anderen Schiffes sich mit unserer Kette vertörnt hat und zudem hatten wir keine Lust um Mitternacht bei Sturm allenfalls die Ankerkette zu entwirren. Und so entschieden wir uns, Ankerwache zu halten, bis der Wind nachliess. Und das war ein guter Entscheid. So konnten wir am nächsten Morgen entspannt ein neues passendes Plätzchen suchen.
Sobald sich das Wetter beruhigt hat, werden wir uns wieder an unseren Traumankerplatz begeben und mit den Fischlein durch die Gegend schwimmen. Leider ist nach wie vor Hochsaison und die Boatpeople schlagen sich um die Ankerplätze. Seemannschaft scheint ein bedeutungsloses Wort aus der Vorsteinzeit zu sein. Aber wir wollen nicht klagen, wir wollen ja ebenso unseren schönen Platz an der Sonne.
Diesen werden wir nämlich per Ende Segelsaison wieder abgeben (müssen), denn unser Projekt unter Segeln wird in einigen Wochen enden. Deswegen waren wir im August auch kurzfristig in der Schweiz, um unser Auto nach Griechenland zu holen. Das Boot wird über Winter in Griechenland an Land gestellt und kann mal so richtig durchtrocknen.
Der erste kulturelle Schock war schon der Flughafen in Preveza. Der war zwar klein und ist irgendwie mittelalterlich, unstrukturiert, aber es funktioniert alles. Aber so viele Menschen, die plötzlich um einen Herumwuseln. Und alle sind sie irgendwie gestresst. Den Weg zum Flieger wird zu Fuss zurückgelegt. Das hatten wir das letzte Mal in Südafrika – wir finden sowas ja immer sympathisch. So ist man der Fliegerei näher. Leider hatte Sibylle eine unangenehme Ohrenentzündung, die das Fliegen nicht sehr angenehm gestaltet hat. Als sich die Entzündung verabschiedete, kam in der Schweiz anschliessend die Sommergrippe. Jaja, reisen kann ganz schön ungesund sein.
Die Zeit in der Schweiz war sehr schön, und wir wurden rundum wunderbar verwöhnt – herzlichen Dank! Allerdings ist die Heimat auch ein kultureller Schock, wie den Bildern zu entnehmen ist. Die Schweiz ist definitiv ein traumhaft schönes Land. Und was für ein unglaublich grosses Angebot an Lebensmitteln, obwohl wir es ja kennen, hat es uns doch erneut in Staunen versetzt. Dennoch war es jetzt wieder an der Zeit – Richtung Griechenland aufzubrechen.
Mit unserem neuen Gebrauchten fuhren wir auf der Autobahn Richtung Ancona – als eine Warnmeldung erschien: „Reduzierte Motorenleistung – vorsichtig weiterfahren“
Oha – also mal auf die rechteste Spur der Autobahn wechseln. Dann sagte Patrik, er habe keine Leistung mehr und fuhr ab in eine kleine Nothaltebucht, die sich grad so anbot. OK, nun denn, nächste Aufgabe zum Lösen. Ob wir wohl ein Montagsmodell erwischt hatten?!
Pannendienst in der Schweiz angerufen und denen erklärt, wo man genau auf der Autobahn steht. Hat alles super funktioniert und innerhalb einer Stunde war ein Abschleppwagen vor Ort, der uns auf die Bühne zog und zum nächsten BMW-Servicepunkt brachte. Der Mitarbeiter war so freundlich und wartete trotz Mittagspause auf uns. Doch nach dem Abladen mussten wir bis um 14.00 Uhr warten, bis die Arbeiten wieder aufgenommen wurden. Erste Frage des Technikers war, ob wir Diesel oder Benzin getankt hätten. Hatten wir uns auch schon gefragt und waren aber ganz sicher, Diesel getankt zu haben.
Das bestätigte dann auch der BMW-Software-Tester. Ein Abgasventilregler war defekt und musste ersetzt werden. Das nahm so an die 2 Stunden in Anspruch. Leider verpassten wir dadurch die Fähre, so dass wir eine Nacht in Ancona verbringen durften. Die Umbuchung verlief problemlos und so verschifften wir am nächsten Tag in Richtung Igoumenitsa.
Aufgrund von Erzählungen von Familien und Freunden sind wir davon ausgegangen, dass eine Fähre ein kleines Kreuzschiff ist. Und mit dieser Erwartungshaltung sind wir auf diese Fähre gegangen. Freuten uns auf die Besichtigung und auf ein feines Nachtessen.
Die erste Überraschung war, dass die Flure und sämtliche freie Plätze mit aufblasbaren Matratzen, Zelten oder Schlafmatten besetzt waren. Wer keinen Platz fand, der nahm die Sofalandschaft in Beschlag. Es wirkte auf uns wie die Bilder von Flüchtlingen, die man in den Nachrichten sieht, die sich einfach irgendwo niederlassen und häuslich einrichten. Nun gut, das schien hier üblich zu sein. Irgendwann werden wir die Fähren im Norden testen, um Vergleichen zu können.
Aber als wir dann abends um 20.30 Uhr Essen gehen wollten, war das Restaurant bereits geschlossen und um 21.00 Uhr schloss das Selbstbedienungsrestaurant. Zum Glück hatten wir Wasser dabei und einen 500gr. Sack Kambly-Guezli. Beim nächsten Mal wissen wir Bescheid und werden uns mit Stullen (belegten Broten) versorgen und eine Flasche Wein (sowie Victorinox-Sackmesser und Gläser) mitnehmen.
Nach einer ruhigen Nacht erreichten wir die Küste Griechenlands und freuten uns auf unser Segelböötli. Das stand wohlbehalten in der Marina und wir genossen es, wieder auf unserem Zuhause angekommen zu sein.