Italien – nun ja – Italien ist nicht Kroatien und auch nicht Slowenien. Angekommen sind wir bis heute nicht richtig in Italien. Es tut uns aufrichtig leid, und wir möchten uns bei unseren italienischen Verwandten, Freunden, Kollegen und Italien-Liebhaber entschuldigen. Italien entspricht leider den gängigen Klischees. Es ist schmutzig, extrem laut, die Machos allgegenwärtig – und die Italiener leben in einer Ambivalenz, die wir nicht nachvollziehen oder verstehen können. Sie sagen, sie hätten das schönste Land der Welt und werfen gleichzeitig Müll ins Meer. Die Bambini sind die Könige der Eltern und nerven bis zum Abwinken. Vor allem die Männer benehmen sich (nicht nur auf dem Meer wie Rüpel) und leider haben wir noch nichts an kulinarischen Highlights gefunden. Die Pizza essen sie mit Pommes, Würstchen und Ketch-up. Entweder haben wir keine Ahnung von italienischer Küche oder die guten Köche sind alle bei uns…
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Doch wir hatten auch ein paar nette Begegnungen – und die Erinnerung daran werden wir mit auf unsere weitere Reise nehmen.
13. Juli 2015 Brindisi – Otranto
Otranto, das war ein zauberhaftes Städtchen. Die Mitarbeiter vom Stadthafen haben uns bei der Suche nach einem Platz beobachtet und sind mit ihrem Boot zu uns gekommen, um uns den letzten Platz anzubieten. Sie haben extra Platz für uns geschaffen und beim Anlegen geholfen. Die Gebühr war weniger als die Hälfte einer üblichen Marinagebühr und wir fühlten uns richtig wohl und gut aufgehoben und willkommen. La Dolce Vita - wir haben sie doch gefunden.
Otranto ist zwar touristisch völlig überlaufen aber eine solche entzückende Stadt. Wir fühlten uns gleich etwas versöhnt. Doch leider die Pizza, auf die wir uns so gefreut hatten, erinnerte uns eher an eine Fertigpizza…
14. Juli 2015 Otranto – San Maria di Leuca
Sibylle ist zum Touristenopfer geworden und liess sich zu einer Badeausfahrt mit dem Boot zu den Grotten überreden. Badekleider hatten wir keine mit (selber blöd) und die Grotten, nun ja, waren eben Grotten. Da Baden vor den Grotten eigentlich verboten war, kamen die Garabinieri und schickten die Touri-Boote alle weg.
Aber lustig war es im Nachhinein schon. Wer bezahlt schon dafür, dass er vom Boot aufs Boot darf, um dann erst noch Baden zu gehen.
15. Juli 2015 San Maria di Leuca – Crotone
Crotone - eine Durchgangsstadt mit vielen italienischen Touristen. Aber – und das ist einfach wunderbar, wir sahen Delphine. Immer wieder kreuzten sie unseren Weg. Leider liefen wir unter Maschine, was sie ja nicht gerne mögen, so dass sie weiter zogen. Und wir hofften, dass sie sich reichlich von allen Thunanetzen, die Grossflächig gesetzt waren, fernhalten.
16. – 17. Juli Crotone - Messina
Da wir von der Crew der SY Taz vernommen haben, dass Rocella Inoca wohl ziemlich versandet ist und selbst sie mit einer Tiefe von 1.90m kaum in den Schutz des Hafens gelangt sind, haben wir uns navigatorisch darauf vorbereitet allenfalls direkt nach Messina zu fahren und liefen wieder mal im Morgengrauen aus. Als wir um 19.25 vor Rocella Ionica angekommen waren, fühlten wir uns fit und haben entschieden, direkt weiter nach Messina zu fahren. Bis dorthin waren es ca. weitere 12 Stunden Fahrt unter Maschine. Die See war einigermassen ruhig, der Wind grad in verlängerten Pause und die Nacht klar, wenn auch fast Leermond. Alles verlief super, wir haben den Radar getestet, sind Thunafarmen ausgewichen, es waren viele Boote unterwegs. Wir hatten immer was zu tun und zu besprechen. Und kurz vor der Überquerung der Strasse von der Messina mussten wir noch fast den sprichwörtlichen Anker werfen, da wir just vor Sonnenaufgang da waren. Die Lichterführung der Tanker bzw. der Schiffe sind kaum bzw. von den Küstenlichtern (also z.B. Strassenlaternen etc.) zu Unterscheiden. Deswegen sind wir langsam Richtung Norden getuckert und haben auf das Tageslicht gewartet. Die Überquerung verlief problemlos und so haben wir uns sogar überlegt, ob wir nicht gleich nochmals 30sm (also ca. 6 Stunden weiterfahrt) anhängen wollen, um an die Nordküste Siziliens zu kommen. Um dann zwei (!) Tage an den Anker zu hängen und Sizilien erkunden.
So waren wir bereits auf der Höhe des Fährhafens angekommen und mussten warten, bis eine Schnellfähre unseren Weg gekreuzt hatte. Und dann - beim Gasgeben – geschah es. Das Boot vibrierte und bebte, Rauch qualmte aus dem Auspuffrohr. Patrik versuchte mit dem Rückwärtsgang zu fahren, doch auch das schüttelte nur das Boot – ohne Antrieb - durch und wieder dieser böse schwarze Qualm. Scheisse! Motor hinüber !?– und wir mitten in der Ein- und Ausfahrtszone der Fähren. In allen Büchern und auf der Seekarte war deutlich vermerkt, dass jegliche Hindernisse umgehend via VTS – also Funk an Messina Control – gemeldet werden muss! Ansonsten drohen es Bussen in der Höhe von bis zu Euro 1.800 – uargh.
Hm, Strömung gegen uns, Wind gegen uns, Marina in der Nähe – aber im Fadenkreuz der Schnell- und normalen Fähren. So entschieden wir, vorsorglich einen Pan Pan abzusetzen, setzten das Vorsegel und kontaktierten die Marina, die in der Nähe war, dass wir einen Platz benötigen.
Rettungsweste anziehen und Boot für den Schleppservice vorbereiten. Ging alles wunderbar, innerhalb von 15 Min. war die Guardia Costiera da und nahm uns längsseits. Doch dann bitte zuerst alle Papiere und Ausweise her. Danach schleppten sie uns in die Marina, wo das Motorproblem sofort ins Auge fiel. Ein doofes Stück Fischernetz.
Und so brauchten wir einen Taucher. In der Strasse von Messina hat es nicht nur Quallen, die starke Verbrennungen verursachen, sondern zeitweise sehr starke Strömung - wegen der Gezeiten von der Strasse von Gibraltar. Der Taucher musste selber in der brütenden Hitze in Vollmontur 30 Min. warten, bis er sich ins Wasser wagte, da die Strömung so stark war. Das Netz war innerhalb von 5 Min. entfernt, Maschine läuft – und wir nun doch in Messina angekommen. Warum auch nicht.
Also dachten wir: „Carpe diem“ und klarten das Boot auf, packten unsere Rucksäcke und gingen los um einzukaufen. Oh weh, das erste was wir sahen waren kleine Kätzchen. Streuner mit starken Katzenschnupfen. Noch keine 12 Wochen alt und schon fast vollständig blind. Halb verhungert und hilflos miezend. Ohjeh. Und doch muss es in der Marina eine zartbesaitete Seele geben, die den armen Tierchen wenigstens Trinkwasser hinstellt. Das sind Situationen wo man gerne helfen würde, aber nicht weiss wie.
Messina ist extrem laut und schmutzig, und nicht nur wegen Hinterlassenschaften von Herr und Frau Hund-und-Katze. Doch unser Highlight bescherte uns an diesen Tag eine französische Segelcrew, die direkt aus Nimes eingetroffen war und unseren Pan Pan miterlebt hatten. Sie haben uns zu einem Cafe Latte eingeladen und der war so was von herrlich leicht luftig und lecker. Das war ein süsses nettes Paar, das die Widrigkeiten des Seelebens kennt und uns einfach mit Ihrer Freundlichkeit gut getan haben. Merci beaucoup et bon vent!
18. Juli Messina - Milazzo
Milazzo ein Touristenmagnet und völlig überteuert. Ein nettes Städtchen zum Flanieren und Shoppen. Leider war nichts mit leckerer Pasta und feiner Antipastiplatte. Nun ja, dann essen wir halt wieder auf dem Boot.
19. Juli Milazzo – Insel Vulcano (Bucht Porto di Ponente)
So und nun warten die äolischen Inseln auf uns. Alle, die sie kennen, haben so davon geschwärmt und wir wollten uns diese auf dem Weg nach Sardinien nicht entgehen lassen. Wir hatten ausserdem genug von den überteuerten Marinas ohne Komfort und dem starken Schwell, der durch die Schnellfähren elendiglich an den Trossen reisst und das Boot hin- und her schleudert.
Und so brachen wir nach Vulcano auf und fanden dort den schönsten Ort zum Ankern und konnten uns trotz Quallenalarm nicht aufraffen, eine Vulkan-Insel weiter zu hüpfen. Das lag einerseits an den extrem schwülen Temperaturen und andererseits an unserer Ankerfäule, die einen wohlig befällt und das Weiterreisen behindert.
21. Juli Insel Vulcano – Insel Panarea (Bucht Pta Milazzese)
Ach ja Inselhüpfen ist doch so schön!
23. Juli – Insel Panarea - Stromboli – Insel Panarea (Bucht Pta Milazzese)
Und damit wir auch noch was Kultur auf unserer Reise erleben, umrundeten wir den Stromboli und hofften auf Lavastrom und Eruption.
Doch beides blieb aus, so dass wir uns wieder zurück an unseren alten Platz begaben und den Luxus einer Boje gönnten – inkl. Taxifahrt nach Panarea. Der Bojenbetreiber NAUTILUS ist sehr bemüht und hilft beim Anlegen. Über Kanal 09 kann er angefunkt werden. Und bei Sturm kommt er vorbei und erkundigt sich, ob alles i.O. ist. Sehr freundlicher Service und ein richtiger Familienbetrieb - können wir nur empfehlen.
Panarea ist ein kleines Dörfchen für die Reichen und Schönen. Da unsere Vorräte schwanden, gingen wir da einkaufen. Ein teures Pflaster. Anbetracht dessen, dass sie fast alles auf die Insel transportieren müssen, sind die Preise nachvollziehbar. Wir haben für 4 Joghurt, 300 gr. Parmaschinken, 2 Liter Milch, 1 kleines Brot, Nektarinen, Pfirsiche und Tomaten, Parmesan und Mozarella sowie Salat sage und schreibe 45 Euro bezahlt.
25. Juli – Insel Panarea - Lipari (Mooring La Buona Fonda)
So, nun mussten wir echt wieder mal bunkern gehen. Das Wasser ging zur Neige, die Essensvorräte und auch das Toilettenpapier drohten auszugehen. Unangenehme Vorstellung. Und Lipari, die grösste der äolischen Inseln versprach grössere Auswahl und tiefere Preise. Ausserdem müssen wir uns für die Überfahrt nach Sardinien vorbereiten.
Herrlich mal wieder so richtig ausgiebig Duschen zu können – ohne Wasser zu sparen. Zwar auch an Bord, die Mooring war eine Mooring mit Strom und Wasser, aber keine sanitären Anlagen. Aber Wasser (für unser Verständnis) in Hülle und Fülle, was für ein Luxus! Wobei auch dort Wasser gespart werden muss.
Und weil’s so schön ist auf dieser Insel mit allen italienischen Touristen, blieben wir auch noch einen weiteren Tag. Also, es sei hier festgehalten, Italiener sind nicht immer geschniegelt sondern laufen auch mit kurzen Hosen, TShirt und Flipflops zum Abendessen. Das Essen findet spät und weit nach 22.00 statt. Aufgrund der Hitze ist das auch völlig verständlich. Die Nächte sind heiss, schwül und feucht, sehr unangenehm.
Interessant war eine Wetterbeobachtung, die hier festgehalten werden sollte:
28. Juli – Lipari – Insel Vulcano (Bucht Porto di Potente)
Noch eine Nacht vor Anker, bevor wir morgen dann um 0500 nach Sardinen aufbrechen. Nochmals im 33 Grad heissen Vulkanmeer baden, die unvergleichlichen Düfte des Schwefels riechen und das Boot für die Überfahrt vorbereiten.
29. Juli bis 31. Juli – Überfahrt nach Sardinien (Arbatax, Capo Bellavista)
So, nun geht’s los. Anker auf, wir motoren Richtung Westen, da der Wind noch schläft. Der Wind bleibt den ganzen Tag abwesend und erst gegen Abend, als wir auf der Höhe der Insel Ustica sind, frischt er auf. Ustica hatten wir als Nothafen (Plan B) angepeilt. Da wir aber mit fast 6 Knoten westwärts segeln, haben wir entschieden, den Wind zu nutzen. Haben entspannt ein kaltes Plättchen zu uns genommen und den Traumsonnenuntergang genossen. Leider schlief der Wind bald darauf wieder ein, so dass unsere eiserne Lady wieder ans Werk musste. So ging es die ganze Stecke. Wir konnten ca. 1/3 der 300 Meilen segeln und die restlichen 2/3 Meilen leider unter Motor.
Im Morgengrauen sind wir in Sardinen angekommen – beim Capo Bellavista und der Leuchtturm weist uns seit Stunden den Weg.
Um 06.50 ist der Anker gesetzt in der wunderbaren grossen Bucht von Arbatax. Und dank des Sandgrundes sind wir völlig entspannt und gönnen uns ein herrliches Bad im blauen klaren Wasser Sardiniens. Hier sind wenige Boote und es scheint, als sei hier touristisch wenig los. Wir fühlen uns wohl und es sind meist Transitboote, die wie wir eine Nacht halt machen, bevor die Reise weiter geht. Meist Franzosen in Richtung Süden oder Italiener Richtung Norden.
Wir gönnen uns einen weiteren Tag an Anker. Leider hat es am zweiten Tag viel unangenehmer Schwell, dass wir entscheiden, weiter zu gehen.
1. August – Arbatax – La Caletta (Marina Circolo Nautico)
Die Wettervorhersage meint es kommen Sommergewitter auf. Darauf haben wir an Anker keine Lust und wollten den 1. August eigentlich auch nicht alleine vor Anker feiern sondern in der Marina. Und eventuell sogar mit anderen Schweizern. La Caletta soll gemäss Internet ein nettes Städtchen sein. Wir lichteten den Anker um kurz vor Acht und um 16.00 Uhr belegten wir die Mooring. Das Wetter war bedeckt und der Wind frischte bis auf 20 Knoten auf. Dank der Hilfe des Marineros waren wir schnell vertäut und marschierten die 2 Kilometer in das Städtchen La Caletta. Sehr schön und wunderbar, was es da alles an lokalen kulinarischen Leckerbissen so im Angebot hatte. Zum Glück müssen wir alles tragen, so dass wir uns mehr oder weniger auf das Wesentliche konzentrieren müssen. Wein musste her (danke Väterchen), auch wenn es nicht ganz der Richtige war und in der Metzgerei fanden wir richtig feines Kalbfleisch – für unseren 1. August Schmaus.
2. August – La Caletta – Olbia (Marina di Olbia)
Unser Besuch war für den 4. August in Olbia angesagt und wir mussten das Boot noch vorbereiten.
Als wir um 9.30 aus dem Hafen La Caletta ausliefen, hörten wir so komische Geräusche, welche wir nicht zuordnen konnten. Dann sahen wir ihn. Unser Marinero versuchte uns mit seinem Dinghy einzuholen. Wir liefen mit knapp 6 Knoten und er kämpfte nicht nur gegen die Wellen. Wir stoppten auf und haben uns schon gewundert, hatten wir was vergessen?
Als er uns eingeholt hatte, fragte er uns, ob wir bezahlt hätten. Und ob er die Quittung sehen dürfte. Beides haben wir bejaht. Dabei kam heraus, dass wir nicht nur viel zu viel bezahlt hatten – sondern auch noch in der falschen Marina. Also umkehren und wieder in die Marina zurück. Der Marinero klärte die Situation für uns und so kamen wir mit Euro 50.- mehr im Portemonnaie zurück aufs Boot.
Marina Circolo Nautico La Caletta können wir wärmstens empfehlen. Hälfte günstiger, super Service, sehr netter Marinero. Lavanderia hätte es auch haben sollen, haben wir aber nicht gesehen. Aber spielt auch keine Rolle.
So, nun sind wir also an der legendären Costa Smeralda unterwegs. Wunderbare Gegend, wunderschönes Meer. Boote, Schiffe und Yachten das einem das Sehen und Hören vergeht. Und schon wieder eine Gegend, die man nicht einfach im Transit machen sollte, sondern sich Zeit nehmen sollte. Langsames Reisen, das war doch eigentlich unsere Devise.
Spannend war die Einfahrt nach Olbia. Die Fahrtstrasse teilen sich Berufs- und Sportschifffahrt und die Strasse ist nicht sehr breit und auch nicht sehr tief.
Die nächsten zwei Tage sind wir damit beschäftigt, das Boot aussen von der Salzkruste zu befreien und innen auf Vordermann zu bringen und mal wieder zu Waschen. Dann kommt auch schon unser Besuch und wir gehen gemeinsam Bunkern und erleben einen netten Abend bei leckerer Pizza in Olbia.